THEMA: TAUFE!

Das Wort Taufe (bapto oder baptizo) bedeutet eintauchen, untertauchen. Durch Taufbecken, die man in alten Kirchen fand, konnte man erkennen, daß die Taufe ursprünglich durch Untertauchen vollzogen wurde.
Welches war die erste Taufe, von der berichtet wird? Johannes der Täufer vollzog eine:

Taufe der Buße

Matthäus 3
1	In jenen Tagen aber kommt Johannes der 
	Täufer und predigt in der 
	Wüste von Judäa 
2	und spricht: Tut Buße, denn das Reich 
	der Himmel ist nahe gekommen.
3	Denn dieser ist der, von dem durch den 
	Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: 
	`Stimme eines Rufenden in der Wüste: 
	Bereitet den Weg des Herrn, macht
	gerade seine Pfade! 
4	Er aber, Johannes, hatte seine Kleidung von 
	Kamelhaaren und einen ledernen 
	Gürtel um seine Lenden; seine Speise 
	aber waren Heuschrecken und wilder 
	Honig.  
5	Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz 
	Judäa und die ganze Umgegend 
	des Jordan; 
6	und sie wurden von ihm im Jordan getauft, 
	indem sie ihre Sünden bekannten.  
7	Als er aber viele der Pharisäer und 
	Sadduzäer zu seiner Taufe kommen 
	sah, sprach er zu ihnen: Otternbrut!  Wer hat 
	euch gewiesen, dem kommenden Zorn
	zu entfliehen? 
8	Bringt nun der Buße würdige Frucht; 
9	und denkt nicht, bei euch selbst zu sagen: 
	Wir haben Abraham zum Vater; denn ich sage 
	euch, daß Gott dem Abraham
	aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag. 
10	Schon ist aber die Axt an die Wurzel der 
	Bäume gelegt; jeder Baum nun, der nicht 
	gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer
	geworfen. 
11	Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; 
	der aber nach mir kommt, ist stärker 
	als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht 
	würdig bin; er wird euch mit Heiligem
	Geist und Feuer taufen; 
12	seine Worfschaufel ist in seiner Hand, und er 
	wird seine Tenne durch und durch reinigen 
	und seinen Weizen in die Scheune sammeln, 
	die Spreu aber wird er mit 
	uslöschlichem Feuer verbrennen. 
Wichtig an dieser Taufe der Buße sind folgende Punkte:
  • Jeder, der sich von seinem Bußruf getroffen fühlte und umkehren wollte, kam selbst zu ihm. Keiner wurde gebracht.
  • Eine innere Umkehr (Buße) ging der Taufe voraus
  • Die Taufe selbst war ein äußeres Zeichen, durch das der Täufling zum Ausdruck brachte, daß ihm seine Sünden leid tun, daß er auf den Messias wartet und für sein Kommen bereit sein möchte.
  • Auch Jesus ließ sich von Johannes taufen, obwohl er ohne Sünde war. Er solidarisierte sich hier mit den sündigen Menschen. (Mt 3,13-17)
  • Die Taufe Jesu diente auch zu seiner Identifizierung als Gottes Sohn (Joh 1, 32-34)
  • Johannes taufte viele Menschen, aber er taufte nicht diejenigen, die nur neugierig und selbstgerecht zu ihm kamen. Joh 1,19-28
  • Die Taufe ist nicht für jedermann
  • Es wird nicht berichtet, daß er auch Kinder taufte
  • Johannes hatte eine wichtige Aufgabe und eine hohe Stellung im Reich Gottes. Von ihm wird schon zur Zeit der Propheten berichtet . (Mal 3,1 und Jes 40,3) Er war der Wegbereiter Jesu, Durch seinen Bußruf und seine Taufe wurden die Herzen vieler Menschen erst vorbereitet auf Jesus. Jesus selbst schätzte ihn. (Luk 7,28 )
    Johannes Auftrag war jedoch mit dem öffentlichen Auftreten Jesu erfüllt. Außerdem wurde er ja bald danach umgebracht. Wie ging es dann weiter mit der Taufe? Nach Jesu Auferstehung gab Jesus selbst den Taufbefehl an seine Jünger :

    Der Taufbefehl

    Jesus selbst hat nach seiner Auferstehung zur Taufe aufgerufen:
    Mt 28
    19	Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern,
    	 indem ihr diese tauft auf den  Namen des Vaters und 
    	des Sohnes und des Heiligen Geistes,
    20	und sie lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten 
    	habe! Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur 
    	Vollendung des Zeitalters.
    
    Dieser sogenannte Missionsbefehl ist das Gebot, Nachfolger zu "machen". Dabei soll man erstens Jünger auf den Namen des dreieinigen Gottes taufen und zweitens sie in der Lehre Jesu unter weisen. Dabei ist die Reihenfolge der eigentliche Streitpunkt. "Erst Taufe und später Unterweisung" oder "Erst Verkündigung der Frohen Botschaft, die Buße zur Folge hat und dann Taufe"? Zur Zeit der Apostel und der ersten Urgemeinde wurde der Missionsbefehl folgendermaßen verstanden: Der Glaube stand im Vordergrund, wer aber glaubte, ließ sich auch selbstverständlich taufen. Nach der Pfingstpredigt von Petrus in Jerusalem fragten die Leute ihn, was sie denn nun tun sollten. Petrus antwortete, daß sie Buße tun und sich taufen lassen sollten. Apg 2, 37-38
    Apg 2
    41	Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich 
    	taufen; und es wurden an jenem Tag etwa 
    	dreitausend Seelen hinzugetan. 
    
    Dadurch wurden ihnen ihre Sünden vergeben und sie erlangten den Heiligen Geist. Umkehr zu Gott und Taufe gehörten für Petrus untrennbar zusammen.

    Die Geschichte, die erzählt, wie Philippus dem Kämmerer aus Mohrenland das Evangelium brachte Apg 8, 26-40, ist ein gutes Beispiel für den engen Zusammenhang zwischen Glaube und Taufe. Dem Kämmerer glaubte der Heiligen Schrift und ließ sich gleich darauf taufen. Das ist nur ein Beispiel von vielen die zeigen wie eng damals Glaube und Taufe zusammenhingen. Auch zur Verkündigung des Evangeliums gehörte unmittelbar die Verkündigung des Taufbefehls. Denn wie sonst hätte der Kämmerer nach der Taufe verlangen können, wenn Philippus ihm nichts davon gesagt hätte? Daß das ewige Heil nicht von der Taufe, sondern vom Glauben abhängt, bestätigt Jesus selbst:

    Mk 16  
    16	Wer gläubig geworden und getauft worden 
    	ist, wird errettet werden; wer aber nicht 
    	gläubig geworden ist, wird verdammt 
    	werden.      
    

    Taufe mit Wasser und Geist

    Unter Taufe versteht man normalerweise die Wassertaufe. Die Bibel spricht aber auch von einer Taufe mit dem Heiligen Geist. Das bedeutet einfach, daß ein Mensch nur durch den Heiligen Geist wirklich an Jesus Christus glauben und ihn den Herrn nennen kann.
    1.Kor 12
    3b	... und niemand kann sagen: Herr Jesus! 
    	außer im Heiligen Geist. 
    
    Dieses Gläubigwerden beinhaltet praktisch den Empfang des Heiligen Geistes. Die Jünger erhielten den Heiligen Geist erstmals und einmalig in dem beeindruckenden Ereignis an Pfingsten. Man kann dazu auch Taufe mit dem Heiligen Geist sagen. Durch diese Taufe werden wir Glieder am Leib Christi. (1. Kor 12,13)
    Dann folgt als Zeichen dafür eben die Wassertaufe, die auch ein Symbol ist für:

    Paulus und Petrus zur Taufe

    Auch Paulus und Petrus haben etwas zur Taufe zu sagen. Paulus sagt, daß die Taufe ein Symbol ist für das, was Jesus für uns tat.
    Römer  6
    3	Oder wißt ihr nicht, daß wir, so viele auf 
    	Christus Jesus getauft wurden, auf seinen 
    	Tod getauft worden sind? 
    4	So sind wir nun mit ihm begraben worden 
    	durch die Taufe in den Tod, damit, wie 
    	Christus aus den Toten auferweckt worden 
    	ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so 
    	auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. 
    
    Er wurde für uns gekreuzigt und ist als erster von den Toten auferstanden. So ist das Untertauchen ein Bild dafür, daß unser alter Mensch gestorben ist. Dabei ist das Wasser ein Symbol für Gericht und Tod. Mit dem Auftauchen kommt ein neuer Mensch zum Vorschein, ein "gerechtfertigter Sünder", der aber nicht mehr in der Sünde seines bisherigen Lebens weiterleben soll. Denn sie ist ja "abgewaschen".
    Die Erlösung geschah nicht durch die Taufe, aber die Taufe demonstriert, was in der Erlösung geschehen ist: Wir sind durch Jesu Tod von unseren Sünden befreit, sie sind sozusagen von uns abgewaschen, und wir kommen gereinigt aus der Taufe hervor. Ein neuer, "sauberer" Mensch steht da. Dafür ist die Taufe ein Bild. Daß Gott unsere Sünden abwaschen will, sagt auch schon das Alte Testament.
    Jes 1
    18	Kommt denn und laßt uns miteinander 
    	rechten! spricht der HERR. Wenn eure 
    	Sünden rot wie Karmesin sind, wie Schnee 
    	sollen sie weiß werden. Wenn sie rot sind wie 
    	Purpur, wie Wolle sollen sie werden.
    
    Petrus weist meiner Ansicht nach mehr auf den Aspekt hin, daß wir mit der Taufe nicht plötzlich keine Sünder mehr sind, sondern er sagt, die Taufe sei "die Bitte um ein gutes Gewissen" in und durch Jesus Christus. 1. Petr 3,21

    Die normale Reihenfolge zur Zeit des Neuen Testaments war also:

    1. Verkündigung der frohen Botschaft
    2. vom Heiligen Geist gewirkter Glaube
    3. Sündenerkenntnis und Umkehr
    4. Vergebung und Erfahrung der Erlösung
    5. Taufe
    6. Leben als Christ

    Die einzige Voraussetzung für die Taufe ist also der Glaube. Und der Glaube ist kein Werk, das wir Gott bringen müßten, sondern ein Geschenk von Gott selbst.

    Jesus und die Kinder

    Wenn im neuen Testament die Rede ist von Kindern, dann nicht im Zusammenhang mit Taufe. Jesus herzte die Kinder, legte ihnen die Hände auf und segnete sie
    Mk 10,13. 
    13	Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie 
    	anrührte. Die Jünger aber fuhren sie an. 
    14	Als aber Jesus es sah, wurde er unwillig und 
    	sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir 
    	kommen! Wehrt ihnen nicht, denn solchen 
    	gehört das Reich Gottes.
    15	Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich 
    	Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird 
    	dort nicht hineinkommen. 
    16	Und er nahm sie auf seine Arme, legte die 
    	Hände auf sie und segnete sie.
    
    Er sagte, daß Kindern das Reich Gottes gehört, obwohl sie nicht getauft waren und er sie auch nicht taufte.

    Jesus war also nicht besorgt um das Seelenheil der ungetauften Kinder. Das kann ein weiterer Hinweis darauf sein, daß unser Heil nicht von der Taufe abhängt.
    Es ist natürlich wahr, daß die Taufe von Säuglingen und Kindern nicht ausdrücklich verboten wird, aber es ist im NT ja auch nicht die Rede vom Papst, von der Marien- und Heiligenverehrung usw. Die Bibel kann nicht zu Dingen Stellung nehmen, die erst im Laufe der Kirchengeschichte eingeführt wurden. Wir müssen also versuchen uns selbst ein Bild zu machen, was wohl im Sinne Gottes ist.

    Die Haustaufe

    Verschiedene Male im Neuen Testament wird von sogenannten "Haustaufen" berichtet, zum Beispiel Man könnte annehmen, daß dabei auch Kinder bzw. Säuglinge getauft wurden, aber es wird nie ausdrücklich gesagt. Hingegen wird gesagt, daß dem ganzen Hause das Evangelium verkündigt wurde (Apg 16,32), bzw. daß das ganze Haus gläubig wurde, (Apg 18,8). Im Neuen Testament wird kein einziges Mal berichtet, daß auch Kinder oder Säuglinge getauft wurden.

    Haustaufe mit Kindern?

    Die Taufe von Kindern wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt, aber vielleicht wurden Kinder auch innerhalb der sogenannten Haustaufen selbstverständlich mitgetauft, wenn ganze Familien zur Kirche übertreten wollten und sich taufen ließen.

    Nehmen wir das Beispiel vom Kerkermeister: Ob der wohl mitten in der Nacht Säuglinge aus dem Bett geschmissen hat, um sie von Paulus und Silas taufen zu lassen ? Oder nehmen wir Lydia, die sich mit ihrem Hause taufen ließ. Man beachte die Formulierung "ihr" Haus. Wenn sie einen Mann gehabt hätte, so hätte sie sicherlich nicht gesgt "mein" Haus. Wenn ihr Mann auf Reisen gewesen wäre, so hättte sie schlecht während seiner Abwesenheit mit der ganzen Familie eine neue Religion annehmen können. Außerdem war sie selbst Purpurhändlerin. Das läßt darauf schließen, daß sie vermutlich eine alleinstehende Frau mit großem Hausgesinde ohne kleine Kinder war.

    Jesu Kindersegnung

    Wenn Jesus bei seiner Kindersegnung den Kindern die volle Teilhabe am Reich Gottes zuspricht, können wir ihnen dann die Taufe verwehren? Jesus hat zwar die Kinder nicht getauft, sondern gesegnet, aber er hat auch sonst niemanden getauft. Seine Aufgabe war nicht das Taufen. In der Geschichte der Urgemeinde wird weder von Kindertaufe berichtet, noch davon daß Kinder gesegnet wurden, um die Taufe im Erwachsenenalter besser zur Geltung zu bringen. Es wird überhaupt wenig von Kindern erzählt. Bei den Taufberichten im Neuen Testament liegt der Ton nicht auf dem intellektuellen Verstehen und bewußten Entscheiden der Menschen, sondern auf Gottes Wirken, wie man gerade auch bei Lydia und in der Pfigstpredigt des Petrus sieht.
    Apg 16
    14	Und eine Frau mit Namen Lydia, eine 
    	Purpurkrämerin aus der Stadt Thyatira, die 
    	Gott anbetete, hörte zu, deren Herz tat der 
    	Herr auf, daß sie achtgab auf das, was von 
    	Paulus geredet wurde. 
    
    Apg 2
    46	Täglich verharrten sie einmütig im Tempel 
    	und brachen zu Hause das Brot, nahmen 
    	Speise mit Frohlocken und Schlichtheit des 
    	Herzens,
    
    Daraus läßt sich schließen, daß in der Taufe Gott der Handelnde und der Mensch der Empfangende ist. Der Glaube empfängt sozusagen die Taufe. Gott ist in seiner Entscheidung für den Menschen nicht abhängig von unserer Entscheidung. Die Gültigkeit der Taufe hängt nicht vom Menschen, auch nicht von seiner Taufe ab, sondern in der Taufe handelt Gott. Der Mensch soll dann seine Taufe im Glauben immer neu anerkennen und Konsequenzen daraus ziehen, das heißt, danach leben. Wir halten fest:

    In der Taufe handelt Gott und nicht der Mensch!

    Was er für uns getan hat, verjährt nicht. Es gilt ein für alle Mal, so wie auch Jesu Tod und Auferstehung ein für alle Mal gilt. Es ruht als "stilles Kapital", bis es durch den eigenen Glauben sozusagen aktiviert wird. Wenn der Mensch jedoch bis zu seinem Lebensende in der Ablehnung Gottes bleibt, dann verfällt diese Kapital. Man kann ja auch schon für einen unmündigen Säugling ein Sparkonto eröffnen und jahrelang darauf einzahlen bis das Kind alt genug ist, selbst über sein Geld zu verfügen.

    Wir betrachten noch einmal verschiedene Bibelstellen:

    Petrus sagte am Ende siner Pfingstpredigt direkt nach dem Taufaufruf :

    Apg 2
    39	Denn euch gilt die Verheißung und euren 
    	Kindern und allen, die in der Ferne sind, so 
    	viele der Herr, unser Gott, hinzurufen wird. 
    

    Im Kolosserbrief wird die Taufe mit der Beschneidung gleichgesetzt, die im Alten Testament das Bundeszeichen war zwischen Gott und dem Volk Israel.

    Kol 2
    11	In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit 
    	einer Beschneidung, die nicht mit Händen 
    	geschehen ist, [sondern] im Ausziehen des 
    	fleischlichen Leibes, in der Beschneidung 
    	des Christus, 
    12	mit ihm begraben in der Taufe, in ihm auch 
    	mitauferweckt durch den Glauben an die 
    	wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den 
    	Toten auferweckt hat. 
    
    Die Beschneidung wurde automatisch bei israelitischen Säuglingen vollzogen. Sie war also eine Art Einweihungsritus, so wie Taufe eines Säuglings auch heute von vielen verstanden wird. Das Baby wird in die Verwandtschaft und in die Gemeinde eingeführt. Von Timotheus wird berichtet, daß er schon im frühen Kindesalter im christlichen Glauben unterwiesen worden war.
    2.Tim 3
    14	Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast 
    	und wovon du völlig überzeugt bist, da du 
    	weißt, von wem du gelernt hast, 
    15	und weil du von Kind auf die heiligen 
    	Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise 
    	zu machen zur Errettung durch den Glauben, 
    	der in Christus Jesus ist.  
    
    Wenn er schon als Kind als gläubig angesehen wurde, ob ihm dann die Taufe verwehrt wurde? Das alles sind keine Beweise für die Kindertaufe, aber es könnten Hinweise sein, daß die Kindertaufe auch schon in der Urgemeinde bei Kindern gläubiger Eltern ganz selbstverständlich durchgeführt wurde.
    Im menschlichen Leben ist nicht nur der Zeitabschnitt wichtig, an den man sich später zurückerinnern kann, sondern auch all das, was in der frühesten Kindheit ganz ohne spätere Erinnerung mit einem geschieht. Deshalb kann man auch nicht sagen, meine Säuglingstaufe ist ungültig, weil ich mich nicht daran erinnern kann. Es ist zwar schön, wenn man seinen christlichen Glauben durch einen bewußten Anfangspunkt markiert, aber ist es unbedingt nötig? Handelt Gott nicht auch schon an unmündigen Kindern, oder wirkt er erst an bewußt denkenden Erwachsenen?

    Alternative: Wiedertaufe?

    Die Taufe ist auf Einmaligkeit angelegt, so wie das Abendmahl auf Wiederholung angelegt ist. Daß sich jemand mehrfach taufen ließ, wird auch im Neuen Testament nur an einer Stelle berichtet, nämlich als Paulus einige Leute, die mit der Taufe des Johannes, der Taufe der Buße, getauft waren, auf den Namen Jesu Christi taufte. Damit blieb die christliche Taufe auch in diesem Fall einmalig. Wenn man sich also ein zweites Mal taufen läßt, muß man also konsequenterweise der Überzeugung sein, die eigene Kindertaufe sei ungültig. Wenn ich sie jedoch für gültig halte, darf ich mich eigentlich kein zweites Mal mehr taufen lassen.

    Der deutsche 4-Stationen Christ

    In Deutschland hat sich ein "Vier-Stationen- Christentum" eingabürgert, nämlich:
    1. selbstverständlich vollzogene Kindertaufe
    2. Konfirmation bzw. Erstkommunion und Firmung
    3. kirchliche Trauung
    4. christliche Beerdigung
    Und für diese Feste gehört man der Kirche an und bezahlt viele Jahre Kirchensteuer. Und bei alledem geht es mehr um die Form, als um den Inhalt. Ein hohles Christentum, das viele Menschen glauben läßt, sie seien ja Christen, und sowieso keine schlechten Menschen und deshalb kämen sie auch in den Himmel. Dadurch kann die Taufe für manche zum Fallstrick werden. Denn Jesus sagt:
    Mk 16
    16	Wer gläubig geworden und getauft worden 
    	ist, wird errettet werden; wer aber nicht 
    	gläubig geworden ist, wird verdammt 
    	werden.     
    

    Taufe im Lauf der Zeit

    Das 1. Jahrhundert

    Von dieser Zeit gibt es nur im Neuen Testament eine Aussage zur damaligen Taufpraxis.

    Das 2. Jahrhundert

    Auch außerbiblische Schriftsteller berichten von der Taufe zu dieser Zeit. Die Schriften weisen darauf hin, daß Kinder noch nicht getauft wurden.

    Das 3. Jahrhundert

    Die Taufpraxis muß dann im Dritten Jahrhunder eine allmähliche Wandlung erfahren haben zu einer Art Mysterienkult, der ein dreijähriger Unterricht voranging. Während dieser Zeit wurde auch der Lebenswandel des Täuflings geprüft und ebenso sien Dienst an Kranken und Witwen. Die Taufe selbst wurde von einem Bischof mit Hilfe eines Diakons durchgeführt. Dabei wurden böse Geister beschworen, vom Täufling abzulassen, der Täufling selbst mußte dem Teufel abschwören und wurde nackt dreimal untergetaucht. Ungefähr im Jahr 200 berichtet zum ersten Mal Tertullian aus Karthago von der Kindertaufe, die in Nordafrika schon zu dieser frühen Zeit ausgeübt wurde. Er wendet sich heftig gegen sie, als eine neuaufkommende Praxis und empfiehlt als das für die Taufe geeignete Alter die Pubertät. Ungefähr um diese Zeit kam die Lehre auf, die Taufe sei heilsnotwendig. Deshalb fordert Bischof Cyprian von Karthago um das Jahr 250 n. Chr. in einem Brief, Säuglinge am zweiten oder dritten Tag nach der Geburt zu taufen. Die Säuglingstaufe wurde zu dieser Zeit in Nordafrika praktiziert, jedoch noch nicht in der ganzen Christenheit.

    Das 4. Jahrhundert

    Im vierten Jahrhundert gab es dann auch in Syrien die Kindertaufe. Zugleich verbreitete sich jedoch eine neue Irrlehre, die sich auf die Bibelstelle:
    Hebr 10
    26	Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem 
    	wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen 
    	haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünden 
    	mehr übrig, 
    27 	sondern ein furchtbares Erwarten des 
    	Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die 
    	Widersacher verzehren wird. 
    28 	Hat jemand das Gesetz Moses verworfen, 
    	stirbt er ohne Barmherzigkeit auf zwei oder 
    	drei Zeugen hin. 
    29 	Wieviel schlimmere Strafe, meint ihr, wird 
    	der verdienen, der den Sohn Gottes mit 
    	Füßen getreten und das Blut des Bundes, 
    	durch das er geheiligt wurde, für gemein 
    	geachtet und den Geist der Gnade 
    	geschmäht hat? 
    30 	Denn wir kennen den, der gesagt hat: `Mein 
    	ist die Rache, ich will vergelten; und 
    	wiederum: `Der Herr wird sein Volk richten. 
    31 	Es ist furchtbar, in die Hände des 
    	lebendigen Gottes zu fallen! 
    
    beruft und zu einem möglichst langen Taufaufschub führte. Es wurde gelehrt, daß alle Sünden bis zur Taufe vergeben werden könnten, darüberhinaus jedoch nicht mehr. Das führte dazu, daß sich viele, auch prominente Christen erst in späten Jahren taufen ließen, zum Beispiel Ambrosius, Hieronimus und auch Kaiser Konstantin, der erst auf dem Sterbebett die Taufe und das Abendmahl erhielt, obwohl er zu Lebzeiten schon als Christ galt. Gleichzeitig muß jedoch in anderen Teilen der Christenheit die Kindertaufe praktiziert worden sein. Gegen Ende des vierten Jahrhunderts wendet sich der Patriarch von Konstantinopel, der späteren orthodoxen Kirche gegen die Säuglingstaufe und empfiehlt eine Kindertaufe im Alter von ungefähr drei Jahren, weil zu diesem Zeitpunkt ein Kind das Taufversprechen schon selbst abgeben und den christlichen Glauben bis zu einem gewissen Grad könne.

    Zur Zeit Augustins (354-430) wurde die Säuglingstaufe praktiziert. Zwei Lehren führten dazu.

    Jedoch sagte er nicht, daß die Wiedergeburt durch die Taufe käme Die Taufe ist nur ein Symbol dafür. Jedoch glaubte man, daß die Wiedergeburt in der Taufe geschieht und deshalb die Taufe heilsnotwendig sei. Durch diese beiden Irrlehren entstand eine große Besorgnis um das Heil der Kinder und man versuchte, ihnen den Himmel durch die Taufe zu sichern.

    Das 6.-7. Jahrhundert

    Die Säuglinstaufe wurde wohl spätestens im sechsten bis siebten Jahrhundert zur Norm. Die Entwicklung zeigt, daß man sich schon seit der frühen Christenheit in der Tauffrage uneins war. Obwohl sich dann die Kindertaufe durchsetzte, flammte meines Wissens im Mittelalter erneut Streit um die Taufe auf, wobei sogenannte Wiedertäufer verfolgt und zum Teil auch getötet wurden. Dabei darf man nicht vergessen, daß auch heute die ausschließliche Taufe von Gläubigen im Erwachsenenalter auf Dauer eine starke Veränderung der Struktur der beiden Großkirchen zur Folge hätte.

    Luther und die Taufe

    Selbst Luther hat in seiner Tauflehre einen großen Wandel durchgemacht Anfangs, als junger, feuriger Reformator, hat er immer wieder auf den Zusammenhang zwischen Glaube und Taufe hingewiesen. Und er blieb auch zeitlebens der Überzeugung, daß die Sakramente, also Taufe und Abendmahl nur einen Wert haben, wenn sie mit Glauben empfangen werden. Stellvertretenden Glauben durch Eltern und Paten bei der Taufe lehnte Luther ab, da sich diese ja auch nicht stellvertretend für das Kind taufen lassen können. Ein Kind auf seinen späteren Glauben hin zu taufen, wie wir es heute in unserer Landeskirche tun, lehnte er auch ab. Konsequenterweise hätte er dann die Kindertaufe ablehnen müssen. Aber diesen Schritt wagte er nicht. Stattdessen behielt er die Kindertaufe bei mit der Behauptung, Säuglinge würden schon glauben. Wahrscheinlich war er selbst erschrocken über die Abspaltung von der katholischen Kiche, die er ja eigentlich gar nicht geplant hatte und traute sich nun nicht mehr, noch einen Schritt weiter weg von der Mutterkirche zu machen. Er sagte selbst, die Tauffrage sei eine wunde Stelle und in späteren Jahren stand er in dieser Frage der katholischen Kirche näher, als den übrigen reformierten Kirchen. Ja er verfolgte sogar Andersdenkende vehement.


    Ich glaube es ist deutlich geworden, daß die Taufe seitjeher bis heute Anlaß zu unterschiedlichen Meinungen bis zu Abspaltungen war. Ich denke jeder sollte sich hierzu selbst eine Meinung bilden wenn die Frage für einen persönlich oder später vielleicht für die eigenen Kinder akut wird, aber gleichzeitig auch nicht die andersdenkenden Mitchristen total ablehnen.


    © Copyright 1996 by Petra Wagner
    Petra fürs Habakuk am 7.Juni 1996.

    Quelle waren:


    HTML by Bastian Märkisch - letzte Änderung am 22.10.1996