JESUS-FREAKS Durchgeknallt für Jesus


Hallo Liebe Habakukler!

Nun ja, weil ich euch so lange warten liess, bekommt ihr noch heute Nacht den Habakuk Text von morgen Abend! Wir wollen einfach mal ueber den Suppentopf der Landeskirche blicken, was Gottes Bodenpersonal noch so zu bieten hat! Gleich am Anfang die extremsten von allen, die uns aber eine ganze Menge guter Anstoesse geben koennen, die Jesus-Freaks! (Hat mich selber sehr zum Nachdenken gebracht!)

Viel Spaß

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 \_/ RALPF

Langweilige Gottesdienste? Wen hat sowas noch nicht genervt! Aber die Landeskirche ist ja schließlich nicht alles! Vielleicht können wir in den nächsten Monaten immer wieder mal einen Blick über den Suppenteller werfen, was Gottes Bodenpersonal noch so zu bieten hat. Wie gehen wir ran wenn wir andere Gemeinden "besichtigen"? Ich denke wir halten uns einfach an Paulus, der schreibt:

1.Thessalonicher 5
21	Prüft aber alles, das Gute haltet fest! 
22 	Von aller Art des Bösen haltet euch fern!
Die ersten, aufsehenerregendsten und sicherlich abgefahrensten sind die Jesus-Freaks, eine kleine Gemeinde von ca. 250 Christen in Hamburg. Die Freaks sind etwas ganz besonderes, aber das wird schnell klar, wenn man die Geschichte von Martin Dreyer hört, dem Mitbegründer und Pastor der Jesus-Freaks:

Die Geschichte der Jesus-Freaks

Martin Dreyer wuchs als Kind einer Mittelstandsfamilie in Hamburg auf. Mit dem Glauben hatte er wohl ziemlich wenig am Hut, denn er erzählt selber, daß er während seiner Konfirmation mit Drogen gedealt hat. Mit 14 kommt er in die Mod- und Punksszene, gibt sich auf Partys alles in Sachen Drogen und Sex. Als ihn mit 18 seine Freundin verläßt, ist er am Ende. Den Drogenmißbrauch hat er nicht mehr im Griff, in der Schule hat er fünf Sechsen ... Er sieht nur noch zwei Möglichkeiten für sich: Entweder er nimmt sich das Leben, oder er endet auf der Straße. Zu der Zeit haben sich seine Eltern bekehrt und er hat mit seiner Schwester viele Gespräche geführt. Die hat ihn dann mit dem Satz:
"Du Martin, mit Jesus kann man auch mal 'nen Joint rauchen, komm doch mal in den Gottesdienst, da sitzen auch andere fertige Typen rum"
in den Gottesdienst eingeladen. Ein paar Wochen später hat er in der Gemeinde sein Leben Jesus gegeben. Er sagt:
"Ich habe Jesus über alles geliebt- und ich wollte alles von ihm. Was das kostete, wollte ich bezahlen. Wenn ich als Christ Benetton-Klamotten tragen muß, dann wollte ich halt nur noch Benetton tragen, wenn ich als Christ keine Ohrringe tragen darf, dann nehme ich sie halt heraus. Wenn ich Amy Grant-Scheiben hören muß, dann würde ich versuchen Amy Grant toll zu finden!"
Martin hat schnell gemerkt, daß seine alten Freunde überhaupt nicht nachvollziehen konnte was bei ihm abging. War es ein religiöser LSD-Trip? Bald versucht Martin Punks in die Gemeinde mitzubringen, hat Leute vom Kiez angesprochen, und bemerkt, daß nicht Jesus das Problem für die Leute ist, sondern die Gemeinde, die Kultur. Die autonome Szene haßt die Gesellschaft, also hassen sie auch die Kirche. Er überlegt, ob es nicht die Gemeinde geben kann, für Ausgeflippte, für Freaks, wo sie sich nicht ändern müssen, ihren Musikgeschmack, ihre Kultur, wo sie in fertigen Klamotten rumlaufen dürfen.

Als Martin Dreyer eine Mission in Amsterdam besucht, die Rock'n'Roll Bible Studies auf einem Hausboot abhält, erlebt er, daß er als Christ weiter Punks sein kann, in fertigen Klamotten herumlaufen darf, seine Musik hören kann und trotzdem radikal Christ ist.

Also brennt er wieder Löcher in seine Benetton Klamotten, und versucht mit seiner Frau eine Gruppe zu schaffen , wo man experimentieren darf und wo für Leute Platz ist, die nicht in andere Gemeinden passen. Sie verteilen ab und zu mal Flyers und plötzlich spricht es sich herum: Das sind die Freaks! Sie beten um neue Wege Hauskreise zu machen, die superfromme Sprache wieder abzulegen, die man sich angewöhnt hat.

Und dann geht es richtig los: Auf einer Schlicker-Party erzählt einer der Freaks, der sich bekehrt hat:
"Leute, die ganzen Drogen könnt ihr alle vergessen. Ich habe die geilste Droge entdeckt, das ist Jesus und der heilige Geist"
Er hatte eine extreme Erfahrung mit dem heiligen Geist gemacht, die so stark war, daß H und Koks nichts dagegen waren. Als er dann später erkannt hat, das Jesus sein Erlöser und Freund, und nicht seine Droge sein will, ist er zu seinen Drogendealern gegangen und hat ihnen gesagt:
"Leute, Kokain ist voll Scheiße, ich hab Jesus kennengelernt, der ist viel geiler!"
Die Dealer sind dann zu den Freaks gekommen. Martin Dreyer, der einzige der ein bißchen länger Christ war, hat dann begonnen Bibelstellen vorzubereiten und mal zu predigen, und dann haben sich so viele bekehrt, das 30-40 Leute seine Wohnung belagert haben. Die Nachbarn haben sich dann beschwert, wenn man Freitag nachts um 12 noch ein Vaterunser geschmettert hat. Der Versuch sich einer Gemeinde anzuschließen ist fehlgeschlagen, weil man sich schwer damit getan hätte, wenn Mitglieder während des Gottesdienstes rauchen. Und wenn die Freaks wegen einer Zigarettenpause die Predigt verpassen, war das auch nicht so toll. Die Freaks sind dann öfter umgezogen, weil sie immer mehr gewachsen sind. 1992 waren es noch 6 Leute, 1993 zählten die Freaks schon 250. Heute hausen sie im Marquee, ihrem Live-Music-Club mitten in der Scene in dem Sonntags die Gottesdienste abgehalten werden. Und dann gibt es noch

GNLPSWXYBD

die Freaks-Kneipe. Aber nicht Marquee, GNLPSWXYBD oder schrille Aktionen sind das Geheimnis für den Erfolg der Freaks. Martin Dreyer schreibt, daß die eigentliche Stärke der Freaks das Gebet war. Noch nie in seinem Leben gab es intensivere Gebetszeiten. Da wurde im Stadtpark gebetet, Gebetswochenenden wo 32 Stunden non-stop gebetet wurde. Die Stärke war das Gebet, nicht ihr eigener Einsatz, den gerade in dieser Zeit hatte er wohl echte Probleme: Lebensprobleme, Ehekrise..

Warum Jesus-Freaks?

Warum heißen sie Freaks? Martin Dreyer beantwortet das so: Freak-sein bedeutet zweierlei. Zum ersten heißt Freak sein: Man ist Mercedes-Freak, man ist Fußball-Freak und man will damit sagen: Man ist über alle Maßen begeistert von etwas. Deshalb heißen wir Jesus-Freaks, denn wir sind über alle Maßen begeistert von Jesus. Zweitens: Im soziologischen waren Freaks immer Leute, die nicht mit dem Strom der Gesellschaft geschwommen sind, die in irgendeiner Form versucht haben auszusteigen. Das haben sie getan durch schrille Outfit, schrille Musik, durch schrille Wohnungen, durch ausgeflippte Sachen. Freak-Sein heißt im Englischen auch Ausgeflippt sein, Durchgedreht sein. So sind wir Jesus-Freaks, die durchgeknallt sind für Jesus.

Freaks eXtrem

Die Jesus-Freaks überraschen immer wieder durch ziemlich heftige Aktionen. Martin Dreyer hat in einem offenen Kanaldeckel gepredigt und sich bei einer Predigt bis auf die Unterhosen ausgezogen. Sie haben öffentlich eine Kreuzigung gespielt, aber nicht so eine nette Kreuzigung mit Tränen in den Augen, weinenden Frauen und Orgelmusik, sondern Jesus wurde im 20 Jahrhundert gekreuzigt: Man hat ihn angeschrien: "Du Scheißkerl, deine Scheißreligion stinkt, hau ab Alter!" Er wurde geschlagen, und gekreuzigt, mit viel Kunstblut und es war absolut brutal, mitten auf der Hans-Albers-Platz in Hamburg. Dann hat er vom Kreuz herunter gepredigt. Viele Passanten haben hinterher gesagt: "Ihr habt uns das Wochenende verdorben, eigentlich wollten wir jetzt schön in die Peep-Show auf den Kiez, aber ich kriege das Bild von dem gekreuzigten Christus nicht mehr aus den Augen!" Die Begründung für solche Aktionen ist: Man kann nicht erwarten, daß die Verlorenen morgens um 10 Uhr geschniegelt und noch nüchtern in unserem Gottesdienst erscheinen um sich zu bekehren. Wir müssen raus aus dem christlichen Ghetto, daß betrifft auch Sprache, Musik, Kleidung, Wohnung ....
Ich glaube, daß besonders die junge Generation mit Informationen, mit Reizen und Botschaften zugebombt ist, so daß du heute niemanden mehr vom Hocker reißt, wenn du dich mit einer Pantomime auf die Straße stelltst. Mit einem Lobpreis auf der Straße ziehst du keine Wurst vom Teller. Du mußt schrill sein, du mußt wirklich laut sein um die Leute aufzuwecken.

Aber auch bei anderen Dingen gehen die Freaks an die Grenzen des guten Gefühls: Abendmahl mit Chips und Bier, Abhängabende, Abendmahls-liturgie als Trash-Metal gesungen? T-Shirts mit "Jesus-Terror-Force" Aufdruck, denn Terroristen sind begeistert von einer Sache und bereit ihr Leben radikal für diese Sache herzugeben - Die Freaks sind es für Jesus! Der Leitungskreis der Freaks heißt biblisch neuzeitlich: "Die letzten Ärsche". Um eine neue Sprache zu finden, die Menschen heute wirklich verstehen sagt Martin Dreyer:
"Oh, Herr, du bist so mächtiglich, ich bade mich in Deinem Blute" versteht heute keiner. Ich darf als Christ aber auch sagen: "Jesus, du bist mein Held, du bist mein Supermann, laß Deine Muskeln spielen. Ich steh auf Dich!"

Der Fall des Martin D.

Im Herbst 1995 geht eine Schlagzeile durch die Presse, die die Jesus-Freaks immer aufmerksam verfolgt hat: "Martin Dreyer ist als Pastor der Jesus-Freaks zurückgetreten. Er ist in den letzten Monaten in alte Suchtstrukturen verfallen und hat regelmäßig Ecstasy genommen". Was war passiert? Es war weit weniger spektakulär als die meisten vermuten und doch dramatisch: Ein junger kaum ausgebildeter Leiter einer schnell wachsenden, neuen Gemeinde arbeitet zu viel, verantwortet fast alle Bereiche in seiner Gemeinde, ist Tag und Nacht auf den Beinen. Die ständige Medienpräsenz in den Gottesdiensten belastet ihn.. Irgendwann beschließt er, der mitten im Drogenviertel Hamburgs arbeitet, Ecstasy zu testen, nur um zu wissen wie das Zeug wirkt! Zu seiner Überraschung erlebt er Ecstasy als total entspannend. Da er durch seine Dauerbelastung der Gemeinde nicht mehr einfach so entspannen kann, nimmt er ab und zu eine Pille. Als dieses Verhalten regelmäßig wird, entdeckt er, daß er in Suchtstrukturen hineingerutscht ist. Er berichtet seiner Gemeinde, schreibt an seine Freunde, und geht in eine Therapie. Seitdem werden die Freaks von einem 10-köpfigen Team geleitet zu dem auch Martins Frau gehört.

Bewundernswert ist, daß hier nichts verschwiegen wurde, nicht beschönigt und er offen über seine Fehler gesprochen hat. Die Schuld wurde auf den Tisch gebracht, persönlicher Zerbruch und Krisen sind bekannt und vergeben. Aber wie geht es weiter? Am meisten belastet ihn, daß ausgerechnet er die Jesus-Freaks jetzt in die negativen Schlagzeilen gerückt hat. In einem Rundbrief an die inzwischen 20 Jesus-Freak-Gruppen schreibt er: "Ich hoffe ihr seid Jesus, und nicht mir nachgefolgt!" Die Freaks selber haben trotz des harten Rückschlages einen reifen Umgang mit dieser Schuld bewiesen: Kein Rauswurf oder Totalverstoß. Nach einer erfolgreichen Therapie sollte Martin wieder in den Leitungskreis zurückkehren. Heute schreibt Martin Dreyer von seinem Aufstieg und Absturz: Vom phönixhaften Aufstieg der Freaks, vom Rausch des Erfolges für Jesus, von einem Erweckungsfeuer, wie plötzlich vor seinen Augen eine Freundin tödlich verunglückt. Er erzählt von Lobeshymnen in der Presse, einer Auszeichnung als "IDEA-Christ des Jahres". Er erzählt von immer größerem Druck, immer mehr Arbeit, keine freien Tage mehr, Sucht nach Erfolg, seine Zusammenbrüchen, und der Verlockung der Entspannung durch Bier und Ecstasy. Dann der Knall - Das Blatt wendet sich und alle schreiben nur noch vom Versagen der Freaks, Telefone laufen heiß: "Martin Dreyer ist drogenabhängig geworden und lebt jetzt auf dem Hauptbahnhof " andere wissen "das er nun Buddhist geworden ist", "Martin ist nach Amerika geflohen" Martin schreibt: Christen sind die einzige Armee, die auch noch auf Verwundete schießt! Es war ein harter Weg.

Seit April 1996 arbeitet Martin Dreyer wieder voll im Leitungskreis der Jesus-Freaks. Nicht mehr als einsamer Pfarrer, sondern als einer unter gleichen in einem 8-köpfigen Team. Sein Leben hat sich total verändert, er muß sich erst noch daran gewöhnen, aber das ist gut so, sagt er.

Die Freaks haben so etwas wie eine Verfassung, ein Jesus-Freaks-6-Punkte-Programm. Auf ihrer Homepage stellen sie sich selber so dar:

Die Freaks im Internet http://www.JesusFreaks.com

Wir sind der Überzeugung, daß trotz Papst, Hexenverbrennung, geldscheffelnden TV-Predigern und klerikalen Langweilern, hinter der Sache mit Jesus etwas wahres und sehr phantastisches steht. Um ehrlich zu sein glauben wir sogar, daß es nichts radikaleres gibt, als mit Jesus zu leben, nichts was dem Leben mehr Qualität geben könnte. Dabei geht es nullstens um Religion oder irgendwelche Wahrheiten bzw. Lebensregeln, sondern vielmehr um eine Beziehung mit Ihm. Wir gehen davon aus, daß Jesus, der ja gelebt hat und irgendwann gestorben ist, tatsächlich, sagen wir einmal in einer anderen Form, wieder zum Leben kam und noch heute existiert! Wir verstehen, daß er sich im besonderen Maße den Kaputten, Fertigen, Kranken, Abhängigen, Verarschten, Verstoßenen, Armen zugewandt hat, denen, die außerhalb der Wertnormen dieser Gesellschaft liegen. Darum wollen wir mit unseren Verein, "Kirche" für solche Leute möglich machen. Unser Ziel ist dabei nicht, irgendwie Unterhaltung zu bieten oder nur Not zu lindern, sondern vor allem viele mit diesem auferstandenen Jesus bekannt zu machen, der uns heute liebt und jedem einen völlig neuen Lebensanfang geben kann. Unser Gebet ist es, eine neue Bewegung unter jungen ausgeflippten Leuten in ganz Deutschland auszulösen, die ähnlich der "Jesus-People-Bewegung" in den 60er und 70er Jahren, ein radikales Leben mit Jesus als das coolste, feurigste, intensivste und spannendste überhaupt verwirklichen. Diese "Jesus-Bewegung der 90er Jahre" soll zur Entstehung neuer Gemeinden, ähnlich der Jesus Freaks führen. Wir erleben, daß das "ach so alte Buch" die Bibel, Worte mit Explosionskraft hat, und in ihren Aussagen über das Leben mit Gott absolut war ist. Jesus ist der einzige, der die Mauer zwischen uns und Gott zerstören kann: nur er vergibt unsere Schuld, die wir verbockt haben, nur er kann uns befreien. Wir freuen uns über alle anderen Gemeinden in der Welt, die Jesus im Mittelpunkt ihrer Gemeinschaft haben. Wir suchen die Einheit und Zusammenarbeit mit ihnen, und wollen trotz unserer Eigenartigkeiten, uns nie über andere Christen erheben, auch wenn uns ihr Stil oder ihre Theologie nicht gefällt.

1. Laut und schrill sein:
Die Massenkommunisationssysteme Video, Fernsehen, Plakate, Radio, Magazine lassen heute eine Vielzahl von Botschaften auf uns einströmen; Kaufe dies, tue das, glaube jenes. Besonders die Kids sind mittlerweile völlig abgestumpft. Wer tausende von Morden, Vergewaltigungen und Explosionen in Multicolor gesehen hat, sowie im Sega Computerspiel Meister im Menschen- und Monstertöten ist, läßt sich von nichts mehr leicht erschüttern. Jesus hat heftige Bilder benutzt, die die damalige Gesellschaft zutiefst schockierten. Er sprach mit Prostituierten, aß mit den verhaßten Sündern und schwang die Peitsche im Gotteshaus. Ich glaube Gott hat die Jesus-Freaks berufen, schrill und laut, unüberhörbar in ihrer Stadt zu sein. Wir planen öffentliche Erschießungen, Fernsehtempel, die verbrannt werden, und anderes, um die Menschen wachzurütteln und ihnen den Weg zu Gott zu zeigen. Es kostet Mut, schrill und laut zu sein, aber macht auch ungemein Spaß.

2. Neue Dinge ausprobieren
Oft höre ich von Kritikern: "Man muß das Rad nicht neu erfinden. Was vor hundert Jahren im Reich Gottes funktioniert hat, geht heute auch." Wer das denkt, ist blind oder arbeitet mit Leuten, die in der Welt vor hundert Jahren leben. Ich glaube, Gott möchte uns neue Sachen schenken, neue Formen von Gottesdienst, neue Lobpreislieder, neue Musik, neue Arten zu beten. Gebet war nicht immer gleich. Mose betete zu Gott mit Opfern, David in Psalmen und Hymnen. Die Kirche erfand Liturgien, mit deren Hilfe man zu Gott reden konnte. Beten ist weit mehr als fromme Worte sprechen. Ich möchte kreativ sein, um Gott meine Liebe auszudrücken. Wir machen Gottesdienst mit Lasershows, Rauchbomben, Diashows, gerapte Abendmahlsliturgien, Trash-Metal-Lobpreislieder. Man läuft Gefahr, es zu übertreiben. Das ist mir klar. Doch diese Gefahr sollten wir ruhig wagen.

3. Kopf sein, und nicht Schwanz
Es gibt so eine schein-christliche Mentalität, die ich "falsche Demut" nenne. Die Christen scheinen vielerorts so starr zu sein, daß sie mit 50-jähriger Verspätung die Erfindungen der Welt taufen und dann übernehmen. Gott will aber, daß wir "der Kopf sind und nicht der Schwanz"(5. Mose 28,13). Wir können aufrecht umhergehen, uns nur mit dem besten zufriedengeben, das es überhaupt gibt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Musik. Vor einigen hundert Jahren war die Orgel das neuste und spritzigste Instrument, das es überhaupt nur gab, und die Songs von Bach und Händel waren absolute Spitze in den Charts. Ich bin mir sicher, daß damals viele Freaks (mit weißen Perücken und langen Roben) nur deshalb in die Kirche gerannt sind, um diese wahnsinnig neue, geniale Musik zu hören, die Hits der Woche. Doch heute sind diese Hits out, in den Kirchen werden sie aber immer noch gespielt... Die richtig neue Musik spielen andere Leute, die Gott nicht kennen, ihn sogar hassen und verachten. Nun sagen manche Kirchen: "Na prima, bei uns läuft doch schon lange keine Orgel mehr!" Doch wenn sie genau hinhören, sind die "neuen" Lobpreislieder bessere (oder schlechtere) Schlager im Stil der 70er und 80er Jahre, Marke "Karel Gott & Modern Talking". Ich bin überzeugt, daß Gott der Schöpfer seinen Kindern eine neue Musik schenken will, eine Lobpreismusik, wie sie die Welt noch nicht kennt, so neu, wie damals die Beatles waren. Eine Musik, die erst in den Gemeinden läuft und dann von den Michael Jacksons und Madonnas übernommen wird. Kopf sein und nicht Schwanz! Wir können stolz darauf sein, weil wir mit dem Captain des Universums befreundet sind. Wie stolz wärst Du, wenn Du mit dem Bundespräsidenten befreundet wärst oder irgendein Rockstar, der ständig auf MTV zu sehen ist, Dich seinen besten Freund nennte, oder Albert Einstein Dein Vater wäre? Du würdest es bestimmt rumerzählen und Dich mit dem so oft wie möglich sehen lassen. Doch Du bist mit dem zusammen, der Präsident der Präsidenten ist, der Rockstar der Rockstars, das Genie der Genies, JESUS CHRISTUS !

4. Raus aus dem Ghetto
Nach meiner Bekehrung mußte ich feststellen, wie schwer es war, meine Freude für Gott zu gewinnen. Mehr noch: Die Dinge, für die ich stand und eintrat, wurden nicht akzeptiert und verstanden. Zudem entdeckte ich nach der Anfangsbegeisterung die Realität des Bösen und seiner Versuchungen. Ich wollte nicht mehr beeinflußt werden und zog mich deshalb zurück, zurück in das christliche Ghetto. Ich glaube, vielen geht es so wie mir damals auch. Durch Predigten und Bücher wird uns schaurig-schön die böse, böse Welt dargestellt, und die einzig logische Konsequenz darauf ist Rückzug. So verschanzen wir uns in unserer schönen, christlichen Nächstenliebe-Welt. Wir treffen uns in unseren eigenen Gebäuden, hören unsere eigene Musik, tragen unsere eigenen Sticker und sprechen sogar unsere eigene Sprache. Es kommt der Punkt, wo wir die Welt wirklich nicht mehr verstehen und die Welt uns auch nicht mehr. Hör einmal bewußt die Austauschrunden einiger Hauskreise mit: "... als ich gestern Abend aus der Lobpreisstunde kam, hatte ich einfach ein Stück weit eine Offenbarung von dem Blute des Lammes, in dem wir einfach so baden sollen. Du mußt Dich einfach darauf stellen und festhalten, sonst wird sich die Verherrlichung..." Was für ein Chinesisch! Wenn wir das verlorene Schaf finden wollen, müssen wir an Verlorene-Schaf-Orte gehen, wo sich verlorene Schafe nun mal aufhalten. Wir müssen lernen, die Sprache der verloren Schafe zu sprechen (falls wir sie schon verlernt haben). Wir müssen uns für die Nöte der Verlorenen Schafe interessieren und uns manchmal sogar für sie in den Dreck begeben (Math. 18,12 ff.). Dasselbe hat Jesus für uns auch getan. Oder können wir erwarten, daß verlorene Schafe pünktlich und gewaschen am Sonntagmorgen um zehn zu unseren Gottesdiensten kommen, um sich zu bekehren?

5. Bruecke sein
Es gibt in Berlin dutzende von Jugend-Gruppierungen, die sich in ihrer Kleidung, in Musikgeschmäckern, Sprache, aber auch in Idealen und Zielen grundsätzlich von anderen unterscheiden. Unsere Herausforderung ist, ihnen auf ihrer Ebene zu begegnen und ihnen das Evangelium zu übersetzen, damit sie verstehen, wie sehr Gott an ihnen interessiert ist. Gott sprach zu mir darüber, als ich feststellte, wie schwer es war, Punks in meine alte Gemeinde zu bringen. Das lag weniger an der Schwelle des Kreuzes, wo jeder seinen Stolz aufgeben und vor Gott kapitulieren muß. Es lag an kulturellen Schwellen. Eine ehemalige Prostituierte sagte einmal zu mir: "In dieser Gemeinde fühl ich mich nicht wohl. Die Leute, die hier sitzen, sind so meilenweit von meinem Leben entfernt. Wie können sie mich verstehen?!" Das Ziel einer Jesus-Freak-Gruppe oder Gemeinde sollte sein, diese Schwelle so niedrig wie irgend möglich zu halten. Das betrifft zum Beispiel auch das Gebäude. Wir haben eine Kneipe auf der Reeperbahn, in der wir - vollprofessionell - einen Kneipenbetrieb haben. Viele Nichtchristen kommen, weil ihnen die Kneipe gefällt, sie sich dort wohlfühlen. Außerdem haben wir den Musikclub "Marquee", der voll in der Szene steht, wo geile und angesagte Bands spielen. Keiner der zu uns kommt muß sich davor fürchten, daß gleich eine Frau mit Dutt ihnen eine Bibel über den Kopf knallt. Doch jeder weiß es: Dies ist eine Kneipe, ein Musik-Live-Club der Jesus-Freaks. In denselben Räumen finden auch die Sonntagsgottesdienste statt. Den Nichtchristen fällt es leichter, dorthin zu kommen, denn sie kennen die Räume ja, fühlen sich relativ zu Hause. Wir müssen Brücken bauen, um die Verlorenen zu retten.

6. Wir sind eine Gang
Als letzten Punkt will ich kurz etwas zum Gruppengefühl sagen. Vieles bei den Freaks erinnert mich im positiven Sinn an eine Gang. Wir sind wie eine Familie, haben unseren Boss. Es ist kein Spiel, sondern Ernst. Nicht jeder kann in die Gang aufgenommen werden: Mutprobe ist eine Hingabe an Jesus. Uns verbindet ein Ziel: unseren Ruf, unserer Gebiet zu verteidigen und auszubauen - Gottes Reich auszuweiten. Wir sind stolz darauf, Teil dieser Gang zu sein, tragen unsere Gangklamotten und Jesus-Freaks T-Shirts. Das wirkt anziehend auf andere. Man will gerne dabei sein. Vielleicht wird der Zeitpunkt kommen, wo unter den gängigen Jugendgruppen im Soziologie-Lehrbuch neben den Punks, den Rappern, den Streetkids und den Hippies auch die Gruppen der Jesus-Freaks auftauchen, eine Gang, die sich als Ziel gesetzt hat, ein radikales Leben mit Jesus zu verwirklichen.


Fürs Habakuk am 22.11.1996 von Ralpf - aber alles nur geklaut von:

Interviews mit Martin Dreyer in
Dran Nr.8/1995,
Dran Nr.1/1996,
Dran Nr.5/1996, und der
Jesus Freaks Homepage: http://www.JesusFreaks.com


HTML by Bastian Märkisch - letzte Änderung am 29.11.1996